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Zukunft der Schönheit: Sonnenschutz, der mitdenkt

München (dpa/tmn) – Jeder Tag bringt neue Werbung über neue Beauty-Produkte: Die Hersteller scheinen einiges zu tun, um ihr Angebot weiterzuentwickeln. Aber was sind die bestimmenden Trends, woran wird in der Branche derzeit verstärk geforscht?

«Generell geht der Trend in der Beauty klar in eine Richtung: vorbeugen statt heilen», sagt der Dermatologe Hans-Peter Schoppelrey vom Münchner Haut & Laserzentrum an der Oper. «Das sieht man besonders gut, wenn man sich vor Augen führt, welch großen Stellenwert mittlerweile das Thema Sonnenschutz in Pflegeprodukten hat.»

Der Experte sieht dort großes Zukunftspotenzial: Ein intelligenter Sonnenschutz, der erkennt, wie stark aktuell die Belastung der Haut durch UV-Strahlen ist, liege durchaus im Bereich des Denkbaren. «Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass die Wirkung von Sonnenlicht in nächster Zeit noch viel genauer entschlüsselt wird als bisher.»

Auch der Dermatologe Jörg Fränken aus Schwelm (Nordrhein-Westfalen) hält Lichtschutz für ein immens wichtiges Thema in der Pflege. «Die Integration von Sonnenschutz in Tagescremes war eine der wichtigsten Innovationen der letzten Zeit.» Dort werde es mit Sicherheit noch viele Forschungen geben. «Ein intelligenter Sonnenschutz könnte ein breiteres Strahlenspektrum abdecken, mit integrierten Antioxidanzien und Reparaturmechanismen», fügt Dermatologin Anna Mokosch aus Düsseldorf hinzu.

Der wichtigste Sektor für die Beauty-Branche werde auch in Zukunft der Bereich Anti-Aging sein – «genauer gesagt, Produkte gegen Volumenverlust und Fältchen», ist sich Fränken sicher. Und auch hier rechnen Experten wie Schoppelrey mit einigen Neuerungen: «Dabei könnten Wachstumshormone eine große Rolle spielen. Man hofft, dass diese, in Verbindung mit Vitamin A, geschädigte Kollagenfasern nicht nur reparieren, sondern auch deren Neubildung anregen.»

Kollagenfasern bilden zusammen mit Elastin sozusagen das Gerüst der Haut. Während Elastin für die Elastizität verantwortlich ist, garantiert Kollagen die Stabilität der Hautstruktur. Im Alter jedoch werden diese Fasern dünner und weniger haltbar. Das hat mit der natürlichen Alterung zu tun, aber auch mit äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung, Rauchen oder Stress.

Ein wirkungsvolles Mittel gegen die Hautalterung sind Radikalenfänger, die gegen sogenannte freie Radikale wirken. Das sind Sauerstoffverbindungen, die ebenfalls unter anderem durch Sonneneinstrahlung entstehen, und die die Hautzellen schädigen. «Mehr und mehr wird erforscht, wie weit es möglich ist, solche Zellschädigungen, die bis in die DNA reichen, rückgängig zu machen», beschreibt Schoppelrey einen weiteren Aspekt der Schönheitsforschung.

Das klingt eher medizinisch als kosmetisch. Und tatsächlich: «Die Vernetzung dieser beiden Bereiche wird immer stärker.» Als Beispiel nennt Schoppelrey die sogenannte Mesotherapie. Diese Methode wurde 1960 von einem französischen Arzt erfunden und stammt aus der Komplementärmedizin. Dabei werden Wirkstoffe genau in den zu behandelnden Bereich der Haut eingebracht.

Diese Wirkweise wird sich die Beauty in Zukunft vermehrt zunutze machen, ist sich Schoppelrey sicher. «Ein gutes Beispiel dafür, wo Mesotherapie sinnvoll ist, sind Pigmentstörungen. Mithilfe der Mesotherapie können aufhellende Substanzen an Ort und Stelle gebracht werden. Auch Haarwuchsmittel gelangen damit genau dorthin, wo sie wirken sollen – nämlich an die Kopfhaut.»

Das sogenannte Jet-Peel hat laut dem Haut-Experten ebenfalls eine Zukunft. Bei diesem Wasser-Peeling werden Wirkstoffe wie etwa Hyaluronsäure tief in die Haut eingebracht, sozusagen unter Hochdruck: Das Jet-Peel funktioniert im Prinzip wie ein sogenanntes Staustrahltriebwerk, was – so kurios es klingt – unter anderem in der Raumfahrt zum Einsatz kommt und mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten arbeitet. «Auch hier setzt sich der Trend fort, mit Wirkstoffen dorthin zu gehen, wo sie gebraucht werden.»

Und beim Make-up? «Dabei zeichnet sich vor allem ab, dass die Produkte immer natürlicher wirken, weil moderne Verfahren es mit sich bringen, dass Hauttöne exakter imitiert werden können», sagt Maria Hans. Mokosch ist noch skeptisch. «Es wäre zwar optimal, eine Foundation zu entwickeln, die unsichtbar ist, aber dennoch den Teint ebenmäßig erscheinen lässt – bisher ist mir jedoch kein Produkt bekannt, welches wirklich hält, was es verspricht.» Man darf also gespannt sein, was die Zukunft bringt.



Fotocredits: Tobias Hase,Tobias Hase,Tobias Hase

(dpa)